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Oman – Die Schönheit und Magie der Wüste

Rot leuchtende Wüste Wahiba Sands im Oman

wahiba sands

heimat der beduinen im oman

Aufgewachsen am Meer und als echtes Kind der Küste war es die Erfüllung eines Traums, bei meiner Reise durch den Oman auch den sagenumwobenen Ozean aus Sand zu erkunden und unter einem Sternenhimmel zu schlafen, den ich in dieser Intensität zuvor nur im Australischen Outback erlebt habe.

Der Oman bietet in seiner landschaftlichen Vielfalt so ziemlich alles, was das Reise- und Abenteurerherz begehrt: Wahnsinns-Strände und Tauch-/Schnorchelreviere, grüne Wadis mit spektakulären Bademöglichkeiten, zerklüftete Gebirge, tolle Wandermöglichkeiten und natürlich – Wüste.

In diese einzutauchen und mich in der Erhabenheit der scheinbar endlosen Sandberge zu verlieren, löste schon bei der Reiseplanung vorfreudiges Kribbeln bei mir aus.

Sonnenuntergang mit Frau in der Wüste Wahiba Sands im Oman
Bestes Abendprogramm: Wüsten TV im Oman

Mein Abenteuerlust ist riesengroß und ich bin für viele verrückte Situationen zu haben, lebensmüde bin ich natürlich nicht. Allein und ohne wirklich passendes Equipment für eine Wüstenfahrt habe ich mich deshalb für eine Übernachtung in einem Camp entschieden. Treffpunkt war am frühen Nachmittag in Al Wasil, wo wir unsere Autos wüstenfertig machten. In erster Linie hieß das, reichlich Luft aus den Reifen zu lassen, Kühlwasser zu kontrollieren und eine kurze Einweisung in das Fahren auf losem Sand.

In geführter Kolonne brachen wir mit ca. 10 Fahrzeugen auf, alles Gäste des Camps. Zunächst noch vergleichsweise feste (Sand)Wege und zahlreiche Luxuscamps links und rechts des Weges ließen auf der etwa 40 minütigen Fahrt kurz Zweifel bei mir aufkommen. Hatte ich meinen Wüstentrip mit zu vielen, von Märchen und Erzählungen verkitschten, Erwartungen aufgeladen? Ist es schlussendlich nichts anderes als eine Nacht im Sand, wie ich sie schon unzählige Male am Strand erlebt habe, nur exotisch-touristisch aufgebauscht? Mein erster Eindruck von Wahiba Sands (Sharqiya Sands, wie es auch heißt) hatte etwas von „Wüste light“ im Vergleich zur wesentlich größeren und einsameren Rub al Khali, dem „Empty Quarter“, das sich vom Oman bis weit nach Saudi-Arabien hinein erstreckt.

Mit Erreichen des Nomadic Desert Camps, eines der am weitesten innerhalb Sharqiya Sands gelegenen Camps, änderte sich dies: keine Pools und überflüssiger Schnickschnack, stattdessen authentische kleinen Hütten aus Palmblättern, ein traditioneller Gemeinschaftsbereich und rustikale Sanitäreinrichtungen. Die Brüder Hamid und Abdullah Al Mughairy, Beduinen, die mit ihren Familien das Camp in zweiter Generation betreiben, empfingen uns mit herzlicher omanischer Gastfreundschaft, Kaffee und Datteln.

Desert

Days and Nights

Wie eine zarte Decke legte sich das beginnende Abendrot über den samtig-weichen Sand. Das warme Sonnenlicht zeichnete Gemälde, deren Farben und Schattenspiele mich förmlich zu durchfluten schienen. Die Wüste hatte mich in kürzester Zeit in ihren Bann gezogen.

Spontan beschloss ich, einen weiteren Tag hier zu bleiben. Ich wollte die magische Wirkung der Wüste noch weiter aufsaugen. Schauen, was sie mir zu erzählen hat. Mich treiben lassen. Und zugleich konnte ich einen Ruhetag durchaus vertragen – genau dafür liebe ich das Soloreisen und die Freiheit, die es mit sich bringt! Dieser Moment war wie für mich gemacht, um innezuhalten und den Geschichten der Wüste zu lauschen.

Das Camp leerte sich am Morgen, da die meisten Gäste nur eine Nacht hierbleiben, und ich genoss die Ruhe, bevor am Nachmittag die nächsten Besucher kamen. Ich wanderte durch die Dünen, beobachtete, wie der stetige Wüstenwind innerhalb von Minuten alle Spuren verwischt, dämmerte mittags inmitten der bunten Kissen weg und spürte meinen Gedanken und Gefühlen nach.

Die zweite Nacht verbrachte ich außerhalb des Camps, wo mir Hamid auf meine Bitte hin ein Bett auf einer der Sanddünen aufbaute. Ich hatte die Wüste für mich allein. Ich hatte den Sternenhimmel für mich allein. Ich trieb durch das Wüstenmeer und versank in der Unendlichkeit. Ich war in seligem Frieden mit mir!

Kamel im Abendlicht
Für die Beduinen hat Al-jamal, das Kamel, nach wie vor eine große Bedeutung und ist fest in der Kultur verankert.
Beduine mit Auto in der Wüste im Oman
Mein Gastgeber Abdullah führte mich auf dem mehrstündigen Weg aus der Wüste.

Für den Weg hinaus aus der Wüste wählte ich die lange Strecke, einmal quer durch. Abdullah fuhr mit seinem Truck vorweg und sorgte für meine Sicherheit, so dass ich mich mit purer Freude dem mehrstündigen Fahren durch die Sandberge hingeben konnte. Nun würde es meinem Verständnis von „so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen“ widersprechen, kreuz und quer durch die fragile Wüstenlandschaft zu fahren. Genauso ist es auch das Selbstverständnis der Al Mughairy Familie, ihre Heimat ruhig und sauber zu erhalten und ihren Besuchern die Einfachheit und Schönheit des Lebens in der Wüste zu vermitteln. Wir blieben konsequent auf bereits befahrenen Wegen, die oftmals nur kaum erkennbare Fahrspuren waren.

AHLAN WA SAHLAN

herzlich willkommen!

Ich denke, die wahre Magie der Wüste wird man erst verstehen können, wenn man wirklich eingetaucht ist und sich auf die überwältigende Schönheit der Natur eingelassen hat. Wenn man – auch wenn es in meinem Fall nur zwei Tage waren – diese ganz besondere Freiheit und Energie spürt, die sich einstellt, wenn die künstliche, klimatisierte Welt unglaublich weit weg zu sein scheint und man von dieser kraftvollen, absoluten Stille umgeben ist.

Und – in der Wüste zu sein ist ideal für ein paar Tage „Digital Detox“. Im Gegensatz zum sehr gut ausgebauten Mobilnetz im restlichen Oman gibt es hier inmitten der Wüste keinen Empfang und somit auch keine Ablenkung. Ein Ort der Entschleunigung, wo wir uns auf ganz eigene Weise mit der Welt und uns selbst verbinden können.

Bei aller Schönheit ist die Wüste ein rauer und unwirtlicher Ort. Um zu überleben, mussten sich die Beduinen an bestimmte Grundregeln und Werte halten, die weiterhin Bestand haben, auch wenn sich das Leben natürlich verändert und modernisiert hat. So habe ich bei meinem kurzen Wüstenausflug einiges über die Beduinen, über ihre Lebensweise und Kultur, ihre Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Solidarität gelernt – die echte Bedeutung von ahlan wa-sahlan erfahren. Herzlich willkommen!

UNDERNEATH
THE STARS
Abendliche Teezeremonie im Nomadic Desert Camp im Oman

Folgendes …

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