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Nepal – Motorradtour nach Mustang

Lower Mustang in Nepal mit Blick auf die Gipfel des Himalaya

MOTORRADTOUR IN NEPAL

eine aussergwöhnliche Reise im land von everest, buddha und brahma

Was sind die ersten Gedanken, die einem in den Sinn kommen, wenn man an Nepal denkt?

 

Klar, der Himalaya. Mount Everest, Annapurna und weitere 8000er. Nepal, Trekkingparadies und günstige Abenteuerdestination, das jedes Jahr Hundertausende von Wanderern anlockt. Nun, das habe ich auch gemacht – also das Wandern. Darüber gibt´s demnächst einen weiteren Artikel in meinem Magazin. 

 

In diesem Beitrag allerdings geht es um ein anderes großes Abenteuer: Meine Motorradtour nach Mustang, das ehemals verbotene Königreich.

Nepal, so bitterarm es ist, so reich ist es an Kultur und tiefer Verwurzelung in seinen Traditionen und seiner Historie. In jedem Dorf, an jeder Ecke, in nahezu jedem Innenhof begegnen einem alte Königspaläste, Tempel, Schreine und Stupas, manchmal nur kleine, kunstvoll gefertigte Reliquien. Tief berührt hat mich die intensive Verbundenheit der Nepalis mit ihrer Religion, korrekterweise: ihren Religionen. Hinduismus und Buddhismus sind die vorherrschenden Glaubensrichtungen und sie sind allgegenwärtig.

Schreine, Tempel und Stupas - im alten Patan gibt es viel zu entdecken
Patan Durbar Square: Eindrucksvoll und nicht so überlaufen wie in Kathmandu

Eine der deutlich seltener besuchten Regionen Nepals, angrenzend an das tibetische Hochplateau, ist das ehemals verbotene buddhistische Königreich Mustang. Es liegt im Norden der Annapurna Region und war bis in die 1990er Jahre für Fremde gesperrt.

Jahrhundertelang war Mustang isoliert vom Rest der Welt und lediglich Händler und gläubige Pilger durften die beschwerliche Reise entlang der Trans-Himalaya-Route antreten, die einst Teil der alten Salzroute zwischen Indien und Tibet war. Selbst nachdem das Königreich an Nepal angeschlossen wurde, war der Zugang für Ausländer weiterhin streng limitiert. Nach wie vor ist der nördliche Teil Mustangs – Upper Mustang – nur mit einer gesonderten Genehmigung zu betreten. Die schwer zugängliche Gegend schützt die letzte verbliebene authentische Kultur der Tibeter.

Es ist nicht schwer zu erraten, dass genau dies mich faszinierte und schnell feststand, dass ich so weit wie möglich nach Mustang hinein möchte. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich komplett ohne Vorplanung nach Nepal kam. Da ich auf einem längeren Trip war und bis dahin meine volle Aufmerksamkeit den vorherigen Stationen galt (sh. auch meine Beiträge zu Tansania und Oman), hatte ich bis auf ein Oneway-Ticket – nichts. Am Abend vor meiner Ankunft in Nepal habe ich auf dem Flughafen in Muscat noch schnell ein Hotel für die ersten drei Nächte gebucht, ansonsten ließ ich einfach alles auf mich zukommen.

Mein Himalaya-Trekking habe ich mir innerhalb von zwei Tagen vor Ort in Kathmandu organisiert und auch die Motorradtour war ein Spontanentschluss, den ich glücklicherweise in wenigen Tagen planen und umsetzen konnte. Flexibilität, das intuitive Ergreifen sich bietender Gelegenheiten und lokal geknüpfte Kontakte sind die Zutaten für besondere Momente und Abenteuer auf Reisen. Und so rollte ich – nur kurz nach dem fixen Entschluss eines Motorrad-Roadtrips nach Mustang – zusammen mit meinem Guide Uttam durch den anarchischen Verkehr Kathmandus.

Mit der superkurzfristigen Vorbereitung ging allerdings eine kleine Limitierung einher: Den Trip bis nach Lo Manthang, Hauptstadt des Königreichs Mustang, würde ich dieses Mal nicht machen können. Lower Mustang, die etwas zugänglichere und ohne Permit erreichbare Gegend, bot jedoch eine reizvolle Option, um erste Eindrücke dieser einzigartigen Region zu sammeln. 

Route meiner Motorradtour durch Nepal
Route meiner Motorradtour durch Nepal

Um es vorwegzunehmen: Bei nächster Gelegenheit werde ich zurückkommen und die Tour weiterfahren! Je weiter nördlich es ging, um so faszinierender und unwirklicher wurde die Landschaft in ihrer vom Wind geprägten, wüstenartigen Kargheit. Genau dorthin will ich! Doch da die Kontrollen sehr streng sind, war mein Guide – verständlicherweise, er hätte womöglich seine Lizenz riskiert – nicht bereit, ohne offizielle Genehmigung weiter mit mir nach Upper Mustang zu fahren. 

VON KATHMANDU NACH TATOPANI

ANARCHIE AUF DER STRASSE UND KLEINE BERGDÖRFER

Nachdem wir den verkehrstechnischen Ausnahmezustand im Großraum Kathmandu hinter uns gelassen haben, ging es am ersten Tag in die alte Königsstadt Gorkha. Der Weg führt, für mich etwas unerwartet, durch sanft geschwungene, sehr grüne Landschaften, in denen sich in verschiedenen Höhen abwechselnd Sonne und Nebel verfangen. Der alte, oberhalb der Stadt gelegene Königspalast ist Heimat vieler, sehr vieler, Affen und bietet einen herrlichen Ausblick bis zu den Gipfeln des Himalayas.

In Nepal regieren tatsächlich die Kontraste: weite, (wenn auch nur scheinbar) unberührte Natur und auf der anderen Seite laute, hektische und chaotische Städte. Und es gibt Bandipur. Ein echtes Juwel.

 

Der innere Teil des Bergdorfs ist wohltuend auto- und rollerfrei und ich konnte tatsächlich entspannt VOR den Cafés und Restaurants sitzen, ohne mir vom allgegenwärtigen Hupen, Getöse und den immensen Abgasmengen den Appetit nehmen zu lassen. Ein bezaubernder kleiner Ort zum Verlieben, ideal dazu geeignet, die nervenaufreibende Fahrt zwischen Kathmandu und Pokhara zu unterbrechen und das ländliche Nepal zu erleben.

Pokhara – in nahezu jeder Hinsicht die Nummer zwei in Nepal. Größe, Bevölkerung, Verkehr, die Dichte an Hotels und Bars und das Annapurna-Massiv vor der Tür. Entsprechend viele Trekking-Touristen und Backpacker, aber auch viele einheimische Urlauber, sind hier anzutreffen, vorrangig im Stadtteil Lakeside. Unmittelbar am Phewa See gelegen, gilt Pokhara als beliebtester Urlaubsort in Nepal (also doch auch eine Nummer eins). Da es hier reichlich Möglichkeiten gibt, sein Motorrad nochmal zu checken und ggf. zu reparieren, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, einen ausgedehnteren Stopp einzulegen, bevor es weiter gen Mustang geht. Auf der Rücktour wurde dies dann auch nötig, da meine Bremsen komplett runter waren und ausgetauscht werden mussten.

Allmählich wird der Verkehr weniger und die Berge schroffer, wir kommen relativ gut voran auf unserem Weg Richtung Mustang. Die Straßenverhältnisse sind allerdings sehr speziell. Selbst gut ausgebaute und asphaltierte Straßen, die zum Motorradfahren richtig Spaß machen, enden abrupt hinter der nächsten Kurve und ein wahrer Höllenschlund öffnet sich. Was ohnehin beim Motorradfahren gilt, bekommt in Nepal nochmals eine Extra-Bedeutung: Immer, also wirklich immer, auf alles gefasst zu sein! 


Zum Abend erreichen wir Tatopani, einen kleinen Ort, der insbesondere bei Wanderern in der Annapurna Region bekannt ist. An sich hat der Ort nichts Besonderes – wenn es nicht die natürlichen heißen Quellen gäbe. Und die sind wirklich heiß! Wunderbar, diese Entspannung nach einem langen Tag auf dem Bike und mit der Vorwarnung meines Guides im Ohr, dass die kommenden Tage deutlich schwieriger werden …

ÜBER JOMSOM NACH MUKTINATH

SPEKTAKULÄR IN JEDER HINSICHT

Eine weitere Sache, die ich bei der nächsten Tour anders mache und allen, die diese Strecke planen, ans Herz lege: nehmt eine Royal Enfield Himalayan. Klingt logisch, war es eigentlich auch für mich. Durch die kurzfristige und spontane Planung kam ich allerdings so schnell nicht an eine entsprechende Maschine in Kathmandu. Also fuhr ich auf einer Royal Enfield Bullet 350. Geht natürlich auch, ich bin ja – mehr oder weniger heil – wieder angekommen. Die Straßen, die hier in den Bergen keine mehr sind, haben mich mit der Maschine aber zeitweilig an meine Grenzen gebracht.

Der Weg hinein war weitestgehend problemlos, wenn auch sehr anstrengend. Bergan zieht sich das Motorrad gut selber durch den Sand. Auf dem Rückweg einige Tage später, bergab auf Geröll und losem Sand, die Reifen inzwischen fast blank und durch die tiefe Sitzposition kaum mit Gewicht arbeitend, habe ich des Öfteren laut geflucht. Zum Glück war niemand in der Nähe, der meine deutschen Kraftausdrücke verstand… Aber ich greife vor. Zunächst geht es weiter Richtung Muktinath und neben den Herausforderungen sollten noch überwältigende Fahrstrecken und Ausblicke auf mich warten.

In Jomsom hatte mein Guide Uttam die nächste Übernachtung geplant. Nun gut, kann man machen, würde ich allerdings kein zweites Mal tun. Dafür gibt es, wie ich später herausfand, deutlich charmantere Gelegenheiten und Orte hier. Jomsom hatte etwas Trostloses für mich. Aus dem nahen Flussbett werden viele Steine als Baumaterial abgetragen und durch die aufgeschütteten Geröllberge und Baumaschinen fühlte ich mich, als ob wir in einer riesigen Abraumhalde übernachten.

Für den Nachmittag konnte ich Uttam allerdings überzeugen, nochmals zu einer kleinen Entdeckungstour in der Umgebung aufzubrechen, zumal wir ja jetzt kein Gepäck dabeihatten. Die wurde tatsächlich ganz spannend und versöhnte mich mit der leichten Enttäuschung über unsere Übernachtung hier.

Muktinath, eine der wichtigsten religiösen Stätten Nepals, sollte für unsere Tour die Endstation sein. Für die weitere Strecke nach Lo Manthang hätten wir ab jetzt eine Genehmigung gebraucht, die satte $500 pro Person kostet. Der Wallfahrtsort, der für Hindus und Buddhisten gleichermaßen von Bedeutung ist, liegt in etwas mehr als 3.700 m Höhe. Meiner Royal Enfield machte die Höhe nichts aus, ihre Launen und Macken hatte sie ohnehin. Uttams Bike tat sich da schon schwerer und er musste des Öfteren den Vergaser nachstellen, da seine Maschine nicht genug Luft bekam.

Der Begriff Muktinath leitet sich von den Sanskrit-Worten Mukti und Nath ab: Mukti bedeutet Erlösung und Nath steht für Meister oder Gott. Die Tempelanlagen von Muktinath sind als „Zuflucht über den Wolken“ sowohl für Trekkingbegeisterte als auch für Pilger bekannt. Tausende Gebetsfahnen wehen an den Berghängen und verstärkt von dem unwirklichen Ausblick auf die Umgebung hatte ich das Gefühl, tatsächlich in einer anderen Welt zu sein.

Etwas unterhalb Muktinaths liegt Kagbeni, Tor nach Upper Mustang. Das Yac Donalds Hotel und Restaurant, ein echtes Unikum, nicht nur was die namentliche Anspielung angeht, war hier unser Zuhause für heute Nacht. Sowohl die Location selber, das richtig gute Essen (hmmm – der Yak Burger ist mega!) als auch der kleine Ort Kagbeni sind eine klare Empfehlung, wenn es euch jemals hierher verschlagen sollte. Die Straßen rings um Muktinath sind zumeist ein einem guten Zustand, der Verkehr ist minimal und das Dahingleiten durch die famose Bergwelt ist pure Fahrfreude.

der weg zurück

in langen etappen wieder nach kathmandu

Da es im Wesentlichen nur eine Route gibt, die nach Mustang führt (zumindest, wenn man nicht mit einem Dirtbike unterwegs ist), verlief der Rückweg nach Kathmandu auf der gleichen Strecke mit Übernachtungen in Tatopani und Pokhara. 

Damit hatte es die Rückstrecke wirklich in sich, die Tagesabschnitte waren zermürbend lang und anstrengend. Die wilden Bergpisten abwärts zu fahren (oder eher zu rutschen…) war, wie schon weiter oben beschrieben, eine echte Challenge.

Für die 200 km lange Strecke Pokhara – Kathmandu, die wir auf dem Hinweg in mehrere Etappen über Gorkha und Bandipur zerlegt hatten, brauchten wir durch die teils üblen Straßenverhältnisse, den kurz vorm Kollaps stehenden Verkehr und einen Unfall, den ich wohl nur durch Glück unbeschadet überstanden habe, mehr als 8 Stunden.

KLEINES FAZIT

War es anstrengend? Ja, sehr – körperlich und zwischendurch auch mental. Würde ich es nochmal machen? Auf jeden Fall! Ohne mit der Wimper zu zucken, könnte ich sofort wieder los. Schaut euch gern das Video zu der Tour an. Ich denke, die GOPRO-Fahraufnahmen sprechen für sich.

Auch wenn man diese Tour bereits als once-in-a-lifetime-adventure sehen kann, was sie zweifelsfrei ist, lässt mich der Gedanke daran nicht los, nochmals hierher zurückzukommen und die Strecke bis nach Lo Manthang zu fahren. Das nächste Mal dann vielleicht mit einem Minimum an Vorplanung, aber wer weiß…

EINIGE LINKS + EMPFEHLUNGEN
Verwitterte Stupa im Himalaya / Nepal

Folgendes …

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